In einem HNA-Artikel vom 16.02.2018 „Kräftiger Wind am Langeberg“ prognostiziert Windkraft Projektierer Ralf Paschold auf der Basis von Windmessungen (Halbjahresauswertung) mit 7,7 bis 7,8 m/s einen Ertrag von 17 bis 18 Millionen kWh pro Anlage und Jahr.
Wichtige Daten für jede Form einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.
Kai Georg Bachmann bestätigt die Prognose in einem weiteren HNA-Artikel vom 21.03.2018 „Neuer Vorstand für Energie Genossenschaft Reinhardswald„: es sei mit einem Ertrag von 18 Millionen kWh pro Anlage und Jahr zu rechnen.
Unseren Betrachtungen zu Folge gehen wir davon aus, dass im Reinhardswald maximal 11-12 Millionen kWh Jahresertrag pro Anlage zu erwarten sind. Wie wir dazu kommen? Lesen Sie weiter!
„Windpark-Reinhardswald-dagegen“ wurde im Rahmen von geäußerter Skepsis gegenüber den prognostizierten Ertragserwartungen in der Vergangenheit vorgeworfen, keine eigenen Windmessungen zu haben.
Diese liegen jetzt indirekt vor!
Der Bundesverband WindEnergie e.V. führt eine große Anzahl von Windkraftanlagen aller Bundesländer in seinen Jahrbüchern auf. Darunter auch Anlagen in Trendelburg, Eberschütz und Immenhausen.
Die Tabellen des Bundesverbandes WindEnergie e.V. liefern die Daten für Anlagenhersteller, Generatorleistung, Nabenhöhe, Rotordurchmesser und den Jahresertragswerten in kWh wie auch in kWh pro m² Rotorfläche.
Nicht jedes Jahrbuch enthält alle Daten oder lässt eine eindeutige Zuordnung zu. Wir haben uns derer bedient, mit denen das möglich ist.
Im Folgenden liefert das Diagramm die Ertragsdaten in kWh pro m² pro Jahr für die Jahre 1999 bis 2002 von fünf Trendelburger Windkraftanlagen (600kW Generatorleistung):
Ein weiteres Diagramm liefert Daten für die Jahre 1999 bis 2004 für sechs Windkraftanlagen (600kW Generatorleistung) in Eberschütz:
Das letzte Diagramm zeigt sieben Windkraftanlagen (Generatorleistung 750kW und 1MW) aus Immenhausen:
Die wichtige Information, der wir uns hier bedienen ist die Ertragsleistung der Windkraftanlage in kWh pro m² Rotorfläche und Jahr.
Diese liegt in den vorliegenden Daten aus Trendelburg, Eberschütz und Immenhausen je nach Standort bei 400 bis 600 kWh pro m² und Jahr.
Mit dem Wissen, dass die Ertragsleistung einer Windkraftanlage linear mit der Rotorfläche skaliert können wir diese Ertragsleistungen umrechnen auf die angestrebten Rotorflächen der Windkraftanlagen im Reinhardswald.
Die 5,6MW Vestas Systeme vom Typ V150-5.6 besitzen Rotoren mit einem Rotordurchmesser von 150m und einer Rotorfläche von rund 17.670m².
Stünde diese Anlage in Immenhausen, läge der Jahresertrag bei 17.670m² x 600kWh/m² = 10,06 MWh pro Jahr.
In Trendelburg ergäben sich 17.670m² x 500kWh/m² = 8,8 Mill. kWh pro Jahr und in Eberschütz 17.670m² x 450kWh/m² = 8,0 Mill. kWh.
Natürlicherweise unterliegt diese Form der Betrachtung einem gewissen Fehler. Wir referenzieren auf ältere Anlagentypen an nur ähnlichen Standorten. Auf der anderen Seite hat sich die Welt in Sachen Rotorblatt-Aerodynamik, Generator- und Umrichtertechnik in dieser Zeit nicht neu erfunden.
Schauen wir noch kurz in den Windpark Söhrewald/Niesetal. In einem HNA-Bericht vom 27.09.2017 wird berichtet, dass die 7 Anlagen vom Typ Vestas V112 48,2 Mill. kWh in das Stromnetz eingespeist haben. Teilt man diesen Betrag durch die 7 Anlagen wie auch durch die Rotorblattfläche von rund 9.800m² ergibt sich ein Ertrag von rund 690 kWh pro m² pro Jahr.
Abstrahiert man diesen Wert aus dem Söhrewald/Niesteal erneut auf den geplanten Anlagentyp im Reinhardswald, erschließen sich gut 12,2 Mill. kWh Ertrag pro Jahr. Nicht berücksichtigt ist hier, dass die Rotor-Leistungsdichte der im Reinhardswald geplanten Anlagen vom Typ Vestas V162-5.6 mit 272W/m² deutlich unter der Rotor-Leistungsdichte der Vestas V112-3.3 Anlagen aus dem Söhrewald mit 335 W/m² liegt.
Auch hier zeigt sich, dass unserer Einschätzung nach die Ertragserwartungen für den Reinhardswald mindestens 25% geringer als von Kai-Georg Bachmann und Ralf Paschold in oben genannten HNA-Artikeln angegeben liegen dürften.
Wir glauben, dass die für jegliche Prognoserechnung zu Grunde liegenden halbjährlichen Lidar-Windmessungen (siehe HNA-Artikel vom 16.02.2018) am besten Standort im geplanten Windpark Reinhardswald ein schlechter Berater sind. Da helfen auch keinen neuen Gutachten, wenn diesen auf den immer gleichen Daten beruhen.
Damit ist für uns klar, dass das geplante Windkraftprojekt im Reinhardswald nicht nur die Natur, das Landschaftsbild und die Region kannibalisiert, wir glauben auch, dass all diejenigen, die auf satte Gewinne hoffen, schwer enttäuscht werden.