von Hermann-Josef Rapp, Reinhardshagen, 9. Dezember 2020

Hat der Naturpark Reinhardswald noch eine Chance?

Der Kampf bis zur Einrichtung eines Naturparks Reinhardswald war lang und dornenreich.

Schon bei der heißen Diskussion um das Ferienresort Beberbeck ab 2004 wurde als Teil eines möglichen Plans B der Gedanke eines Naturparks ins Spiel gebracht. Er sollte als Minimalausstattung einer zukunftsgerichteten Förderung der regionalen Infrastruktur dienen. Die Landespolitik, allen voran Ministerin Lucie Puttrich, suchte krampfhaft nach Argumenten, um diese Idee zu verhindern. Nicht nur hinter der vorgehaltenen Hand wurde als Grund ein möglicher Konflikt mit der Rolle des Reinhardswaldes als Staatsjagdrevier, siehe Wildschutzgebiet Reinhardswald, genannt.

Für mich als jemanden, der seit 1964 berufliche Erfahrung mit der Naturparkarbeit im Hohen Vogelsberg, im Bereich Bergstraße/Odenwald und im Taunus sammeln konnte, war seit Jahrzehnten unverständlich, weshalb der Reinhardswald nicht in die Kategorie Naturpark aufgenommen werden durfte und musste immer wieder ähnliche Fragen der Besucher beantworten.

Die außergewöhnliche Qualität dieser Vorzugslandschaft, der hohe Stellenwert des geschlossenen Waldgebietes an sich und der reichhaltige Vorrat wertvollster Requisiten wie der Sababurg, dem Tierpark, dem „Urwald Sababurg“, Beberbeck, Trendelburg, Bad Karlshafen und, und, und schreien förmlich danach.

Plötzlich drehte sich der Wind, es wurde möglich, was vorher unmöglich schien. Im Jahr 2017 wurde der Naturpark Reinhardswald installiert und nahm seine Arbeit auf.

Die Freude der Bürger und Institutionen in der Region war groß. Auch ich habe mich gefreut.

Denn gerade jetzt in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft, was nicht nur das Freizeit- und Urlaubsverhalten betrifft, umorientiert, bekommt unsere Region die Chance, im Wettbewerb der Vorzugslandschaften mitzuwirken, Punkte zu sammeln und Wertschöpfung in die Region zu bringen.

Aber jetzt wird es märchenhaft, ein Phänomen, das an der Deutschen Märchenstraße Tradition hat.

Die böse Fee kündigt sich an. Alles das gerät in größte Gefahr, weil im Zeichen der Energiewende eine brutale Planung für Windenergieanlagen im Naturpark Reinhardswald auf mehr als 3.000 Hektar Fläche, davon allein 2.000 Hektar im Reinhardswald selbst, in Verbindung mit dem, was windkraftmäßig schon jetzt existiert, den gesamten Naturpark in seiner Substanz zerstören wird. Insgesamt kann man von 140 Anlagen mit einer Höhe von 240 Metern ausgehen.

Mir ist dieser Zusammenhang beim Studium der beigefügten Landkarte bewusst geworden. Das Grauen hat mich gepackt!
Ich bin tief getroffen und bestürzt.

Sollten die Pläne nur ansatzweise umgesetzt werden, muss der Naturpark schnell wieder aufgelöst werden.

Man sollte sich dann die geplanten Investitionen sparen und den Bürgern reinen Wein einschenken. Denn diesen Menschen, egal ob jung oder alt und den zahlreichen Trägern der Infrastruktur aus Handel, Gewerbe und Gastronomie wird eine große Chance genommen.

Ein „sowohl als auch“ gibt es hier nicht, nur ein „entweder oder“.

Stoppen Sie die Planungen, solange es noch nicht zu spät ist!